Unified Namespace (UNS): Die Revolution für industrielle Datenintegration?

April 2025
Mai 2025
Technology
Steadforce

Inhaltsübersicht

In der heutigen dynamischen Industrie sind Daten nicht nur ein Asset, sie sind das zentrale Nervensystem aller Betriebsabläufe. Mit der zunehmenden digitalen Transformation und der Einführung von Industrie-4.0-Prinzipien wird eine zuverlässige und flexible Datenarchitektur unerlässlich. Ein innovatives Konzept, das diesen Wandel vorantreibt, ist das Unified Namespace.

Was ist ein Unified Namespace?

Ein Unified Namespace ist eine zentrale Dateninfrastruktur, die ein standardisiertes, Echtzeit-Datenmodell bietet und Informationen aus verschiedenen Systemen nahtlos integriert. Man kann ihn sich wie das zentrale Nervensystem für industrielle Prozesse vorstellen. Indem er eine "Single Source of Truth" für alle Unternehmens- und Shopfloor-Daten in einer ereignisgesteuerten Architektur schafft, ermöglicht ein UNS ein konsistentes und standardisiertes Datenmodell, das die Art und Weise verändert, wie Organisationen Informationen verwalten und nutzen.

Durch die Konsolidierung von Datenströmen aus Sensoren, Geräten, Legacy-Systemen und modernen Applikationen in einer kohärenten Ansicht, bildet ein UNS die Grundlage für intelligente Entscheidungsfindung, fortschrittliche Analysen und intelligente Automatisierung. Dieser optimierte Ansatz stellt sicher, dass jede Komponente des industriellen Ökosystems effektiv kommuniziert, Datensilos beseitigt und die betriebliche Effizienz deutlich steigert.

Warum ein Unified Namespace von Bedeutung ist?

Stellen Sie sich eine Fabrik vor, in der:

  • ein Sensor auf einer Produktionslinie mit MQTT kommuniziert
  • ein ERP-System über REST-APIs Daten austauscht
  • ein SCADA-System mit OPC-UA arbeitet

Ohne ein UNS müsste jedes System aufwendig miteinander verbunden werden – mit hohem Zeit- und Kostenaufwand für individuelle Schnittstellen.

Wie funktioniert ein Unified Namespace?

Grundsätzlich sammelt ein UNS Daten aus verschiedenen Quellen im gesamten Unternehmen – dazu zählen sowohl operative Technologien (OT), etwa SPS und SCADA als auch Informationstechnologien (IT), wie ERP und MES. Diese Daten werden anschließend transformiert, standardisiert und in einer konsistenten, hierarchischen Struktur organisiert, die häufig auf Industriestandards wie ISA-95 basiert.

Das Herzstück eines UNS ist typischerweise ein zentraler Message Broker, der auf Protokollen wie MQTT basiert oder Plattformen wie Apache Kafka nutzt. Dieser Broker fungiert als Hub, an dem Datenproduzenten (Producer) Informationen veröffentlichen (Publish) und Verbraucher (Consumer) relevante Datenströme abonnieren (Subscribe). Diese ereignisgesteuerte Architektur ermöglicht einen Echtzeit-Datenfluss und die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Systemen und Geräten, wodurch herkömmliche, komplexe „Point-to-Point-Integrationen“ überflüssig werden.

Namenskonvention und Hierarchie im UNS

Ein entscheidender Aspekt bei der Gestaltung eines Unified Namespaces ist die effektive Strukturierung der Topic-Hierarchie. In den meisten Implementierungen basiert diese auf den oben erwähnten ISA-95-Standards, wobei Daten logisch in Ebenen wie Unternehmen > Standort > Bereich > Linie > Zelle aufgeteilt werden. Je nach Branche gibt es jedoch Unterschiede:

  • Energiesektor: Folgt häufig dem KKS-System
  • Pharmazeutische Industrie: Wendet oft ISA-88-Prinzipien an
  • Diskrete Fertigung: Arbeitet mit numerischen Asset-Klassifikationen

Eine standardisierte Themenhierarchie stellt sicher, dass Daten konsistent kategorisiert und zugänglich gemacht werden. Dies erleichtert die Skalierung und reduziert Integrationskomplexitäten beim Hinzufügen neuer Geräte oder Anwendungen.

Message-Payload: Konsistenz und Verwertbarkeit sicherstellen

Neben einer strukturierten Themenhierarchie ist es ebenso essenziell, eine standardisierte Nachrichtenstruktur (Payload) zu definieren. Der Payload enthält die tatsächlichen übertragenen Daten, darunter:

  • Messwert (z. B. Temperatur, Druck, Statusaktualisierungen)
  • Zeitstempel (zur Sicherstellung der Ereignisreihenfolge und Nachvollziehbarkeit)
  • Metadaten (z. B. Maßeinheit, Asset-ID und Standortkontext)

Ein einheitlicher Payload ermöglicht es Verbrauchern im UNS, strukturierte und aussagekräftige Informationen zu erhalten, wodurch zusätzliche Transformationslogik reduziert wird. Wenn alle Nachrichten einem vordefinierten Schema folgen, wird die Interoperabilität zwischen verschiedenen Anwendungen erheblich erleichtert.

Zentrale Vorteile eines Unified Namespace

  1. OT- und IT-Daten nahtlos verbinden 

    Ein Unified Namespace ermöglicht die nahtlose Integration von Operational Technology (OT) und Information Technology (IT). Durch die Etablierung einer zentralen, vertrauenswürdigen Datenquelle („Single Source of Truth“) bildet er den Echtzeitzustand des Unternehmens ab. Dies verbessert die Entscheidungsfindung, steigert die Effizienz und stellt sicher, dass Daten unternehmensweit in Echtzeit verfügbar und nutzbar sind.
  2. Klare und strukturierte Datenhierarchie:

    Ein UNS unterstützt die Etablierung einer klaren und strukturierten Datenhierarchie und verbessert dadurch die Datenverwaltung und Kontextualisierung von Informationen. Dies gewährleistet eine konsistente Datenstrukturierung über verschiedene Plattformen und Anwendungen hinweg, wodurch der Datenaustausch effizienter wird und der Informationsfluss im gesamten Unternehmen optimiert wird.
  3. Skalierbare Infrastruktur:

    Durch die Zentralisierung aller relevanten Daten in einem einzigen Hub unterstützt ein Unified Namespace die bereichsübergreifende Zusammenarbeit, fördert Innovationen und optimiert Prozesse. Dies ermöglicht Echtzeit-Analysen, effizientere Abläufe und trägt nachhaltig zu einer höheren Produktivität sowie verbesserten Geschäftsergebnissen bei.
  4. Verbesserte Unternehmensperformance:

    Ein UNS fördert die Zusammenarbeit, Innovation und Prozessoptimierung, indem es alle relevanten Daten in einem einzigen Hub zentralisiert. Unternehmen können effizienter arbeiten, Daten in Echtzeit analysieren und Arbeitsabläufe optimieren, was letztlich zu einer höheren Produktivität und besseren Geschäftsergebnissen führt.

Herausforderungen eines Unified Namespace

Trotz der vielen Vorteile ist die Implementierung eines UNS nicht ohne Hürden. Unternehmen sollten folgende Aspekte berücksichtigen:

  1. Technische Komplexität:

    Die Einführung eines UNS erfordert tiefgehendes technisches Know-how, um ein umfassendes Datenmodell zu entwickeln, das komplexe industrielle Prozesse präzise abbildet. Unternehmen müssen die Kompatibilität über unterschiedliche Kommunikationsprotokolle hinweg sicherstellen, eine flexible Architektur schaffen, die sich an neue Technologien anpasst, und mögliche Engpässe in der Datenweiterleitung und -verarbeitung managen.

  2. Kosten- und Ressourcenaufwand:

    Die Implementierung eines UNS erfordert finanzielle Investitionen sowohl zu Beginn als auch laufend. Beispielsweise in Middleware, Integrationstechnologien, umfassende Schulungsprogrammen sowie in kontinuierliche Wartungen und Weiterentwicklung der Dateninfrastruktur.
  3. Kultureller Wandel im Unternehmen:

    Eine erfolgreiche UNS Implementierung erfordert mehr als nur technische Lösungen. Sie setzt voraus, dass Abteilungsgrenzen innerhalb des Unternehmens überwunden und gleichzeitig neue Kompetenzen in den IT- und OT-Teams aufgebaut werden, um eine datengetriebene Unternehmenskultur zu fördern.

Fazit: Datenmanagement neu denken – mit Steadforce in die digitale Zukunft

Die digitale Transformation geht weit über den Einsatz neuer Technologien hinaus – sie bedeutet eine grundlegende Neugestaltung, wie Daten industrielle Innovationen vorantreiben. Unified Namespaces stehen dabei im Mittelpunkt dieser Revolution: Sie ermöglichen einen Echtzeit-Datenfluss, der isolierte Systemlandschaften überwindet und Unternehmen hilft, bessere Entscheidungen durch einheitliche Datenquellen zu treffen.

Obwohl die Implementierung eines Unified Namespace herausfordernd sein kann, überwiegen die Vorteile deutlich. Unternehmen werden dadurch nachhaltig agiler, innovativer und wettbewerbsfähiger.

Bei Steadforce wissen wir, dass es nicht nur um Technologie geht, sondern um eine durchdachte Strategie. Wir begleiten unsere Kunden von der Planung bis zur Umsetzung und entwickeln maßgeschneiderte UNS-Lösungen, die Unternehmen nachhaltig transformieren.

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